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Immer wieder sehen wir Anfänger falsch auf dem Brett stehen, was fast immer dazu führt, dass schon bei sehr geringen Geschwindigkeiten Speed Wobbles auftreten, die einen gnadenlos vom Brett schmeißen können. Wenn Du mit Deinem Longboard auf Geschwindigkeit kommen möchtest, dann solltest Du ein paar grundlegende Dinge beachten. Wie Du richtig auf dem Longboard stehst und Speed Wobbles bei schon niedrigen Geschwindigkeiten vermeidest, erfährst Du in diesem Beitrag.
Was sind Speed Wobbles?
Speed Wobbles sind ein physikalisches Phänomen, das auch bei Motorrädern, Fahrrädern und sogar Autos an der Vorderachse – dem Drehpunkt der Lenkung – auftreten kann. Auf Deutsch spricht man bei Zweirädern auch vom „Lenkerflattern“, oder kurz einfach nur „Flattern“.
Speed Wobbles äußern sich in einer schnellen, oszillierenden links-rechts Bewegung (4-10Hz) der Lenkung. Bei einem Auto kann diese Kraft auch auf die Radaufhängung übertragen werden und sich in einer vertikal oszillierenden Schwingung der Federn äußern.
Beim Longboard fahren treten Speed Wobbles auf, wenn Du eine gewisse Geschwindigkeit mit dem Longboard erreichst. Diese Geschwindigkeitsgrenze für Speed Wobbles ist aber variabel. Diverse Faktoren begünstigen Speed Wobbles. Je besser Du diese Faktoren berücksichtigst, desto schneller kannst Du ohne Speed Wobbles mit Deinem Longboard fahren.
Wie sehen Speed Wobbles aus?
In dem folgenden Video siehst Du sehr gut, wie man NICHT auf dem Brett stehen sollte, wenn man Speed Wobbles schon bei geringen Geschwindigkeiten vermeiden möchte. Mehr zur richtigen Fußposition, Belastung und Gewichtverteilung auf dem Longboard erfährst Du weiter unten in diesem Beitrag.
Longboard Speed Wobbles durch falsche Fußposition und Gewichtsverteilung
Longboard Tipp für Anfänger: So vermeidest Du Speed Wobbles
Faktoren, die Speed Wobbles begünstigen
Eine weiche Lenkung
Für gewöhnlich begeistert interessierte Longboarder gerade diese weiche Lenkung, die einem auf dem Asphalt dieses weiche, kurvige Feeling vom Snowboarden oder Surfen ermöglicht. Je weicher Deine Lenkung eingestellt ist, desto eher treten in der Regel Speed Wobbles auf. Du kannst die Lenkung Deines Longboards durch Anziehen der Kingpin Mutter etwas härter machen, durch das Lösen der Kingpin Mutter machst Du sie weicher. Achte dabei aber unbedingt darauf, dass Du die Mutter nicht zu fest anziehst. Die Lenkgummis (Bushings) sollten nicht so fest zusammengedrückt werden, dass sie bauchig werden. Wenn Du die Mutter bereits maximal fest angezogen hast und die Lenkung Dir immer noch zu weich erscheint, dann bleibt Dir noch der Kauf härterer Bushings (Durometer ca. 86a bis 91a). Mehr über die Optimierung Deiner Lenkung mit Bushings erfährst Du in diesem Artikel.
Fußposition und Belastung Deines Longboards
Je besser Du auf dem Brett stehst und die Belastung an den richtigen Stellen auf dem Brett ausübst, desto schneller kannst Du auch mit einer weichen Lenkung fahren, ohne Speed Wobbles zu bekommen. Ich selbst fahre eine sehr weiche Lenkung unter einem 104 cm langen Freeride Board mit leichtem Flex, Cutouts und 52° Bear Grizzly (Gen 5) Achsen, die durch das Deck montiert sind (Drop-Through) und fühle mich ziemlich safe bis ca. 35 km/h.
Immer wieder sehen wir es bei uns in Düsseldorf Oberkassel am Rhein (wir nennen es kurz OBK) bei Anfängern, die noch nie Speed Wobbles auf einem Skateboard oder Longboard hatten, wie sie sich in völliger Selbstüberschätzung auf das Brett stellen und glauben, ohne eine kurze Einweisung, direkt eine kleine Abfahrt von rund 70m Länge hinunter fahren zu können.
Für geübte Longboarder ist das ein Kinderspiel. Wir haben es getestet: Wenn Du so schnell Du kannst hart in diese Abfahrt hinein pushst wirst Du auf keinen Fall schneller als 36 km/h. Rollst Du nur von oben ohne zu pushen in die Abfahrt hinein, kommst Du auf ca. 24-26 km/h. Und selbst bei geschätzten 20-22 km/h haben Anfänger dort schon Speed Wobbles bekommen, die sie vom Brett geschmissen haben.
Das kann mit einer sehr schmerzhaften Landung auf dem Asphalt enden. Versuche in so einem Fall immer am Straßenrand eine Wiese oder einen weichen Untergrund anzusteuern, um dort den Abgang zu machen.
Das frühe Auftreten der Speed Wobbles liegt bei Anfängern immer an der falschen Position auf dem Brett und einer falschen Gewichtsverteilung. Anfänger belasten oft das hintere Bein zu stark und verteilen Ihr Gewicht nicht gleichmäßig um die Mittelachse des Longboards in Fahrtrichtung.
Um Speed Wobbles zu vermeiden, solltest Du mit dem vorderen Fuß möglichst nah an der vorderen Achse stehen, weil Du so am meisten Gewicht und Druck auf die Vorderachse ausüben kannst. Achte dabei insbesondere bei einem Freeride Drop Board (wie in der Grafik) darauf, dass Du beim Lenken und Pushen nicht mit dem Fuß auf die Rollen kommst.
Der hintere Fuß kann nach eigener Vorliebe recht variabel positioniert werden. Überlicherweise kurz hinter der Brettmitte. Bei mir habe ich festgestellt, dass der hintere Fuß mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit immer weiter nach hinten rutscht, so dass ich einen breiteren Stance bekomme. Die folgende Grafik soll Dir eine korrekte Fußposition und Gewichtsverteilung auf dem Brett veranschaulichen.
Ein steiler Lenkwinkel Deiner Achsen
Wenn Du diesen Artikel über Longboard Achsen schon gelesen hast, dann weißt Du über die Fahrphysik von steilen und flachen Lenkwinkeln von Skate Achsen bescheid. Deshalb hier nur kurz: Mit steilen Lenkwinkeln Deiner Achsen (ca. 48° bis 54°) ist Dein Board wesentlich agiler und bietet Dir das surfige Feeling auf dem Asphalt, dafür aber weniger Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten.
Flache Lenkwinkel hingegen (ca. 41° bis 45°) werden gerne von Downhill Longboardern gefahren, die mit 60-80 km/h Berge runterballern, weil Achsen mit flachen Lenkwinkeln bei so hohen Geschwindigkeiten wesentlich stabiler laufen. Carven und Pumpen kannst Du damit allerdings vergessen. Als Anfänger wirst Du erst einmal kein Downhill fahren. Von daher rate ich Dir Achsen mit steilen Lenkwinkeln zu kaufen, weil die wesentlich mehr Spaß bringen.
Im Preissegment von rund 80 EUR pro Achsenpaar empfehle ich Dir Paris V3* oder BEAR Grizzly Gen6 Trucks*. Ich bevorzuge BEAR Trucks, weil die von Werk aus mit richtig guten, nicht zu harten tall Barrel Bushings (Lenkgummis) ausgeliefert werden und dadurch eine weichere Lenkung ermöglichen und wesentlich agiler sind. Auch Paris Trucks mit steilen Lenkwinkeln sind empfehlenswert, nur kaufst Du Dir dafür am besten noch weichere Bushings dazu, weil Paris Trucks von Werk aus mit sehr harten Bushings ausgestattet werden. Die fand ich auch als Longboard Frischling schon recht unbrauchbar. Sehr gute Lenkgummis (Bushings) sind die Orangatang Nipples in Orange (soft). Günstigere Achsen, die etwas taugen, wirst Du neu nicht finden.
Wenn Dir 80 EUR für zwei Achsen zu teuer sind, empfehle ich Dir bei eBay Kleinanzeigen oder in Facebook Gruppen nach diesen Achsen zu suchen. Es gibt für jede größere Region eine Gruppe, die in etwa so heißt wie „Longboard Düsseldorf Trödelmarkt“.
Stör‘ Dich beim Kauf gebrauchter Achsen nicht an Macken und Kratzern, denn die wirst Du auch selbst schnell bei neuen Achsen bekommen. Achte nur darauf, dass Du Dir keine gebrauchten Achsen kaufst, die schon „lächeln“. Man nennt das „lächeln“, wenn die Enden Deiner Hanger, wo Du die Rollen montierst, nach oben gebogen sind und der Hanger von vorne betrachtet wie ein lachender Mund aussehen.
Deine Haltung auf dem Longboard
Wenn Du aufrecht mit durchgestreckten Beinen auf dem Longboard stehst, läufst Du Gefahr Speed Wobbles schon bei geringen Geschwindigkeiten zu bekommen. Stehe am besten immer mit angewinkelten Knien auf dem Longboard und beuge Dich nach vorne. Bei Downhill Longboardern kannst Du das sehr gut sehen: Sie gehen sehr tief in die Knie und beugen sich extrem nach vorne. Diese Position wird auch als „Tuck“ bezeichnet.
Als geübter Longboarder brauchst Du bis ca. 35 km/h nicht unbedingt in die Tuck zu gehen, aber wenn Du mit angewinkelten Knien auf dem Brett stehst und Dich leicht nach vorne beugst, legst Du den Schwerpunkt Deines Oberkörpers etwas tiefer, was es Dir ermöglicht wesentlich schneller zu fahren, ohne Speed Wobbles zu riskieren.
Das Beugen Deines Oberkörpers nach vorne hilft Dir auch Dein Gewicht mehr auf die Vorderachse zu verlagern und die angewinkelten Knie ermöglichen Dir wesentlich flexibler auf dem Brett agieren zu können. Das erleichtert Dir das Carven und Pumpen extrem.
Ein hoher Schwerpunkt Deines Longboards
Mit steilen Lenkwinkeln Deiner Achsen, die dazu noch unter dem Deck montiert sind (top-mount), wird der Schwerpunkt Deines Boards auch höher liegen, als mit flachen Lenkwinkeln und einer Drop-Through Montage. Je höher der Schwerpunkt liegt, desto eher bekommst Du Speed Wobbles. Deswegen werden Rennwagen auch immer schön tief gelegt, damit sie bei extremen Geschwindigkeiten immer noch ruhig auf der Straße liegen. Ich habe auch mal heftige Speed Wobbles bekommen, als ich mit einem Top-Mount Board und Gullwing Sidewinder Double Kingpin Achsen (ein höherer Schwerpunkt geht kaum) mit einer extrem weichen Lenkung eine lange und steile Abfahrt gemacht habe (am Tetraeder in Bottrop Boy)… es ist gerade so noch einmal gut gegangen 😉
Fazit
Auch wenn eine weiche Lenkung und steile Lenkwinkel Speed Wobbles begünstigen, rate ich jedem interessierten Anfänger davon ab, sich deswegen Achsen mit flachen Lenkwinkeln zuzulegen. Damit kommst Du nicht in den Genuss des Surfens auf der Straße. Kaufe Dir deswegen Achsen mit einem Lenkwinkel von 48° bis 54°.
Gewöhne Dich am besten erst einmal bei langsameren Geschwindigkeiten an die Lenkung Deines Longboards mit einer fester angezogenen Kingpinmutter und kaufe Dir evtl. noch ein paar härtere Bushings. Mit zunehemder Übung wirst Du schnell wieder eine weichere Lenkung haben wollen.
Was für Bushings es gibt und welche für Dich geeignet sind, erfährst Du in diesem Artikel.
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