Inhaltsverzeichnis
- Longboard Probe fahren: Was Du machen kannst
- Das richtige Longboard hängt vom bevorzugten Fahrstil und der körperlichen Beschaffenheit ab
- Beachte beim Kauf eines Longboards Deine Körpergröße und Dein Gewicht
- Camber, Rocker, Concave, W-Concave
- Longboard mit Flex oder ohne Flex?
- Directional, oder bi-directional (Twin Shape)
- Fullshape und Top-Mount oder lieber Cutouts und Drop-Through?
- Die besten Angebote im Web für Dich gefunden
Wenn Du Interesse am Longboard fahren hast, dann hilft Dir dieser Artikel, das richtige Brett zu finden, damit Du den Spaß nicht schon gleich zu Beginn verlierst. Viele Einsteiger machen den Fehler und kaufen sich das billigste Brett, was sie finden können, um das erst einmal auszuprobieren. Das Problem dabei ist, dass ein billiges Brett in den seltensten Fällen ein authentisches Fahrgefühl vermittelt und in einigen extremen Fällen rein gar nichts mit Longboard fahren zu tun hat.
Beschäftige Dich vor dem Kauf ein wenig mit der Materie und fahre wenn möglich ein Longboard vor dem Kauf Probe. Das ist beim Onlinekauf leider nicht möglich.
Longboard Probe fahren: Was Du machen kannst
Tritt bei Facebook einer lokalen Longboard Community bei (z.B. Longboard Köln, Longboard Düsseldorf, Longboard Stuttgart, Longboard München, Longboard Hamburg, Longboard Berlin, …) und komme mit erfahrenen Longboardern ins Gespräch. Frage sie, ob Du bei einem Treffen mal vorbeikommen darfst und probiere so viele verschiedene Longboards aus, wie nur möglich.
In authentischen lokalen Skateshops gibt es oft Leihbretter unterschiedlichen Typs, die Du Dir für einen halben oder einen ganzen Tag für einen geringen Betrag ausleihen kannst. Um das richtige Leihbrett für Dich zu finden, lässt man Dich bestimmt gerne unterschiedliche Modelle vor dem Skateshop auf der Straße ausprobieren. Außerdem arbeiten dort Experten. Du kannst Fragen stellen und wirst kompetent beraten. Bei uns in Düsseldorf ist das der Skateshop „Rebel Rockers – Rebel’s Gärage“. Dort gibt es exzellente Leihbretter und alles zu kaufen, was das Longboardherz begehrt.
Das richtige Longboard hängt vom bevorzugten Fahrstil und der körperlichen Beschaffenheit ab
Im Wesentlichen gibt es die folgenden Fahrstile beim Longboarden: Cruisen, Freeride, Dancen, Downhill, Long Distance Pumping (LDP) und Slalom. Für die allermeisten Einsteiger sollte erst einmal sicheres Fahren an oberster Stelle stehen, um gemütlich und sicher durch die Stadt von A nach B cruisen zu können.
Jeder Longboardeinsteiger wird zunächst einmal cruisen und sich später unter Umständen auf andere Disziplinen im Longboarding konzentrieren. Zum sicheren Fahren gehört insbesondere das Pushen (auf dem Boden abtreten), Pumpen (enge Kurvenbewegungen um zu beschleunigen), Carven (Kurven fahren, um die Geschwindigkeit bergab zu kontrollieren) und die Fußbremse/Footbrake (um bremsen zu können). Wer fortgeschrittene Fahrtechniken erlernt, der wird die Footbrake auf Kurz oder Lang durch einen Slide oder Speedcheck ersetzen. Das reduziert die jährlichen Schuhkosten extrem 😉
Wie man ein Longboard pumpt
Pumpen des Longboards ist mehr als nur mit dem Hintern wackeln. Es ist eine Drehung um die Längsachse des gesamten Körpers. Schultern und Arme ziehen vor, die Beine nach. Am Schluss übertragen die Füße den Pump auf das Board und beschleunigen es. Die elgante Alternative zum Pushen.
Weitere sehr wichtige Kriterien, die Du für den Kauf eines geeigneten Longboards unbedingt beachten solltest, ist Deine Körpergröße und Dein Gewicht. 2012 war ich 183cm groß, habe ca. 75kg gewogen und mein erstes Longboard war das Loaded Dervish Sama mit Flex 2. Das ist ca. 109cm lang, das entspricht 42.8in. Dieses Brett hat sehr viel Spaß gemacht und ist auch bei Einsteigern sehr beliebt, nur leider hat mich die Qualität nicht überzeugt. Mein Loaded Dervish Sama war nach einem Jahr durch, obwohl ich zu der Zeit noch nicht einmal richtig gut fahren konnte.
2013 habe ich mir das Fibretec Freeride Drop 1040 geholt: „Quality Handmade in Switzerland“ – ein vergleichbares Modell, das durch eine wesentlich höhere Qualität überzeugt. Das hat schon 6 Jahre mehr durchgemacht als sein Vorgänger von Loaded und hält heute nach über 7 Jahren immer noch!
Die Neuauflage des Fibretec Freeride Drop ist 0,5cm kürzer und heißt Fibretec Freeride Drop 1035. Bei der Zahl handelt es sich um eine Längenangabe in mm. Die Bretter sind heute nur noch 103,5cm lang.
Beachte beim Kauf eines Longboards Deine Körpergröße und Dein Gewicht
Deine Körpergröße ist maßgeblich für die Wahl der Länge eines Bretts und Dein Gewicht für den Flex, sofern Du ein Brett mit Flex haben möchtest. Allgemein lässt sich sagen: Je länger ein Brett ist, desto stabiler und ruhiger lässt es sich fahren. Das geht allerdings zu Lasten der Agilität, die spätestens dann für Dich wichtig wird, wenn Du richtig hart Carven, Pumpen und fortgeschrittene Fahrtechniken lernen möchtest. Mit 180cm Körpergröße und rund 80kg ist ein Brett von 95-105cm oder 38-41in Länge empfehlenswert.
Wen die Brettsucht von Anfang an gepackt hat, der wird sich aber schon sehr bald nicht mehr mit nur einem Brett zufrieden geben, weil es so viele unterschiedliche Bretter für die unterschiedlichsten Anwendungen gibt, die alle auf ihre Weise Spaß machen. In den ersten 2 Jahren haben sich bei mir 4 Longboards angesammelt, die ich mir immer wieder mit neuem Material zusammengestellt habe. Alles muss passen und perfekt aufeinander abgestimmt sein. Brett, Achsen, Rollen und Bushings.
Camber, Rocker, Concave, W-Concave
Wie bei einem Snowboard gibt es auch bei einem Longboard unterschiedliche Brettprofile. Das Loaded Vanguard ist ein Beispiel für ein Brett mit Camber. Von der Seite betrachtet wölbt es sich nach oben und erst wenn man auf dem Brett steht, drückt man das flexige Brett mit seinem Gewicht in eine gerade Form. Camber wird auch als Vorspannung bezeichnet.
Als Rocker (auch Reverse Camber) bezeichnet man das Gegenteil. Das Brett hängt nach unten durch.
Das Concave bezeichnet die Biegung des Bretts um die Längsachse. Die Außenkanten des Bretts sind nach oben gebogen. So ist man beim Fahren gut im Brett „eingelockt“ und rutscht insbesondere beim Carven und Sliden nicht so leicht vom Brett. Ein Concave ermöglicht auch besonders gut Druck auf die Kanten geben zu können. Bei einem W-Concave ist das Brett in der Mitte noch einmal nach oben gewölbt. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, man steht darin aber besonders gut. Das Chauma von dem polnischen Hersteller Alternative Longboards ist ein gutes Beispiel für ein Brett mit W-Concave.
Longboard mit Flex oder ohne Flex?
Den Flex eines Longboards kannst Du Dir ein bisschen vorstellen, wie ein Trampolin. Stehst Du auf dem Brett, gibt dieses ein wenig nach und hängt nach unten durch. Insbesondere zum Cruisen sehr empfehlenswert, da durch das Federn des Brettes ein sehr schönes Fahrgefühl entsteht. Ein Brett mit viel Flex wird rein aus Bambus hergestellt, weil dieser sehr stabil und flexibel ist.
Ein Brett ohne Flex wird aus Harthölzern gefertigt, die keine oder nur wenig Elastizität besitzen (z.B. kanadischer Ahorn) und wird als „stiff“ bezeichnet. In allen Fällen empfiehlt es sich darauf zu achten, dass Dein Brett von oben und unten mit einer Lage aus Fieberglas oder Kohlefasern (Carbon) bedeckt und mit Epoxydhartz (Epoxy) gestrichen wurde. Das sorgt für eine sehr lange Haltbarkeit und wird das Holz auch bei kleinen Macken und Kratzern noch ausreichend vor Feuchtigkeit schützen.
Directional, oder bi-directional (Twin Shape)
Du kannst ein Longboard kaufen, das man in beide Richtungen gleichermaßen fahren kann. Wie beim Snowboard auch spricht man dann von einem Twinshape, Twintip oder einem bi-directional Shape. Bei Longboards und Snowboards die ein „vorne“ und ein „hinten“ haben spricht man von directional Shapes. Die klassische Longboardform ist directional: Das sog. Pintail sieht aus wie ein kleines Surfbrett. Auch so ein Brett steht in meiner Sammlung, ich fahre es aber äußerst selten, seit es den Orthomol Pumptrack in Langenfeld nicht mehr gibt. Denn dort hat es richtig viel Spaß gemacht mit dem Pintail.
Freerider bevorzugen bi-directional Shapes (Twinshapes), weil sie das Board während der Fahrt um 180° flippen und normal weiter fahren können. Nach einem Ollie Shove It, Nollie Shove It (Nose Ollie Shove It) oder einem Ollie 180, ist das Board immer nur um 180° gedreht.
Natürlich sollte ein Twinshape Longboard auch gute Kicks haben. Sind die Achsen zu weit vorne und hinten montiert, hat man einen viel zu kleinen Hebel, um das Board richtig gut flippen zu können. In der Regel haben Fullshape/Top-Mount Twinshapes größere Kicks mit mehr Hebelwirkung, da sie auch durch die fehlenden Cutouts mehr Fläche bieten. Achte beim Kauf unbedingt auch auf die Kicks.
Vorne und hinten gleich (Twinshape) ist eine klare Empfehlung, wenn Du möglichst lange Spaß mit dem Brett haben möchtest. Irgendwann wirst Du besser und fängst an Tricks zu üben. Spätestens dann würdest Du Dich über ein directional Pintail ärgern – auch wenn es sehr stylish aussieht.
Fullshape und Top-Mount oder lieber Cutouts und Drop-Through?
Das Loaded Dervish Sama und das Fibretec Freeride Drop sind zwei Bretter, bei denen die Achse durch das Brett montiert wird. Diese Art der Achsmontage nennt man Drop-Through. Dadurch liegen die Bretter tiefer am Boden, was das Pushen leichter macht. Weil die Rollen dadurch auch näher am Brett sind, sind die Cutouts bei der Drop-Through Montage obligatorisch, damit man beim Lenken mit einer weichen, surfigen Lenkung keine Wheelbites bekommt. So nennt man das, wenn das Brett beim Lenken während der Fahrt auf die Rolle gedrückt wird. Das Brett bremst sofort! Wheelbites sind ein Garant für einen schmerzhaften Sturz. Damit das auf keinen Fall passiert schneidet man um die Rollen einen Teil des Brettes heraus (Cutouts). So liegt die Rolle frei und Wheelbites werden praktisch unmöglich gemacht. Natürlich muss man dann aufpassen, dass man beim Pushen nicht mit dem Fuß auf die Rolle kommt, denn auch das kann mit einem bösen Sturz enden.
Ein Fullshape nennt man ein Brett, das in etwa an ein großes Skateboard erinnert. Es gibt also keine Cutouts und die Achsen werden von unten auf das Board montiert. Diese Art der Achsenmontage nennt man Top-Mount. Wir kennen es schon seit Jahrzehnten von den Skateboards. Die Rollen (Wheels) sind bei einem Top-Mount etwas weiter vom Brett entfernt. D. h. Du stehst auch etwas höher auf dem Brett und das Pushen wird etwas anstrengender.
Um trotz dieser Art der Montage eine weiche Lenkung zu ermöglichen, können sogenannte „Wheel Wells“ in das Board geschliffen werden. Hier sieht man sehr schön, wie Wheel Wells bei einem Fullshape Deck aussehen können.
Eine weitere Möglichkeit den Rollen mit einer weichen Lenkung unter dem Brett Platz zu verschaffen sind Wheel Flares. Sie sind ähnlich wie Wheel Wells, nur werden die Flares nicht in das Brett geschliffen, sondern schon beim Pressen mit in das Brett hineingearbeitet. Bei einem Auto kann man Wheel Flares mit einem Radkasten vergleichen. Das Auto liegt tiefer auf der Straße und die Reifen verschwinden zu einem großen Teil in der Karosserie.
Solltet Ihr bei Eurem Fullshape Deck trotz Wheel Wells oder Flares noch Wheelbites bekommen, bleibt Euch noch die Möglichkeit die Achsen mit Riser Pads etwas höher zu montieren. Diese gibt es in ganz unterschiedlichen Ausfertigungen und Höhen. 1/8 bis 1/4 Inch hoch aus Gummi. Diese nennt man auch Shock Pads, weil das Gummi Stöße absorbiert. Dann gibt es noch höhere aus hartem Plastik und diese auch in Keilform, um damit den Lenkwinkel der Achsen noch verändern zu können. Achtet dabei auch auf die Verfügbare Bohrung. Die meisten Pads verfügen über eine Bohrung für die Montage von Skateboardachsen (oldschool) und Longboardachsen (newschool).
Bisher sind mir nur sehr wenige Hersteller bekannt, die das Kunsthandwerk von richtig gut gepressten Wheel Flares beherrschen. Ein wahnsinnig gutes Exemplar davon darf ich zu meiner Sammlung zählen. Der polnische Hersteller „Alternative Longboards“ hat mit dem Brettmodell „Chauma“ ein meisterhaft verarbeitetes Fullshape Board mit Wheel Flares auf den Markt gebracht, das es lange Zeit nicht mehr neu zu kaufen gab und erst seit 2020 als Neuauflage unter dem Produktnamen „Chauma M“ mit einer Vielzahl an coolen Motiven unter dem Brett erhältlich ist. Auf diesem Bild sieht man sehr gut, wie die Flares in das Brett gepresst wurden. Das Chauma ist ein perfekt geshaptes Fullshape Deck ohne Flex mit W-Concave und Wheel Flares.
So, ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag alle Deine Fragen zu einem geeigneten Longboard Deck für Anfänger und Fortgeschrittene beantworten konnte. Lies nun in diesem Beitrag alles Wichtige und Wissenswerte über Longboard Achsen (Trucks) oder mache hier bei den Rollen (Wheels) oder Lenkgummis (Bushings) weiter.
Wenn Du weitere Fragen hast, schreib sie in die Kommentare! Euch allen eine angenehme Zeit auf dem Brett. Let the good times roll!